Gemeindenachricht
Der Kunstort Königsfeld trauert mit den Angehörigen um eine außerordentliche Künstlerpersönlichkeit
1938 in Breslau als Sproß einer brüderischen Familie geboren, musste Jochen Winckler als existentiellen Bruch erlebte Flucht und Vertreibung erfahren, fand 1954 in Königsfeld eine neue Heimat, legte 1959 das Abitur an den Zinzendorfschulen ab und studierte anschließend an der Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren Daudert und Schellenberger. Seit 1965 wirkte er über 40 Jahre als Erzieher im Haus Spangenberg, dem Jungen-Internat der Zinzendorfschulen.
Sein Lebenselixier aber, zugleich Halt und Ordnungsrahmen in den Untiefen menschlicher Existenz, bildete über 60 Jahre hinweg sein unablässig, ja fast mit Besessenheit nach Präzision und Perfektion strebendes künstlerisches Handwerk. Mit Ordnungsliebe, emsigem Fleiß und Ästhetik war Ziel seiner Arbeit die Reduktion auf das Wesentliche. Sein selbst erklärtes Credo lautete: „Radikale Einfachheit in der Kunst bringt Ordnung in das Chaos des Lebens.“
Jochen Winckler ließ - von Zufall und Zweifel inspiriert - in bewundernswerter Detailgenauigkeit neue Figuren, immer wiederkehrende, kleinteilige Formate und symbolhafte Bildmetaphern entstehen, wie etwa den stilisierten Kopf oder das scheinbar in die Ewigkeit blickende Auge. Seine Kunst war unmittelbarer Ausdruck menschlicher Kreativität. Sie ist spürbar aus seinem Dialog mit der Natur hervorgegangen. Die Reflektion seiner Alltagserfahrungen hat ihn zu ganz eigenständigen, bildnerischen Schöpfungen geführt, zu einer teilweise fast archaisch wirkenden Formensprache, die Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit der Rätselhaftigkeit und Unberechenbarkeit des menschlichen Lebens war. Ausgangspunkt und Antriebskraft von Jochen Wincklers Symbolik waren dabei nach eigenem Bekenntnis die feminine Form und Symmetrie.
Als bleibende Hommage an seinen Lebens- und Schaffensort und zugleich Kunst- und Kulturort Königsfeld hat er der Gemeinde kurz vor seinem Tod sechs Frauen-Skulpturen zugewendet. Diese sechs Figuren bereichern nun am nördlichen Ortseingang - gleichsam als permanentes Kunstfanal - das Entrée des Kunstortes Königsfeld.
Die Gemeinde Königsfeld bleibt Jochen Winckler in ehrendem Andenken dauerhaft verbunden!
Fritz Link, Bürgermeister