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Historisches

Von der historischen Kolonie zum zukunftsfähigen Kurort

von Bürgermeister Fritz Link


1. Einleitung
2. Geografisch-klimatische Situation und Anfänge des Fremdenverkehrs
3. Siedlungsstruktur als Voraussetzung und Architektur als Folge der Kurortentwicklung
4. Indikationen und der Wandel des medizinisch-therapeutischen Angebotes
5. Kurörtliche Strukturverbesserungen
6. Zukunftsperspektiven

„Königsfeld ist Balsam für Körper, Geist und Seele“ – mit diesen Worten umschrieb vor kurzem ein langjähriger Kurgast die Charakteristika dieses Ortes. Treffender könnte man die historischen Wurzeln und die Gründe für eine kontinuierliche Weiterentwicklung des seit 1949 als Heilklimatischer Kurort und seit 1976 als Kneippkurort hoch prädikatisierten, im Naturpark Südschwarzwald gelegenen Erholungszieles für Generationen von Gästen seit nunmehr zweihundert Jahren kaum skizzieren.

Neben den naturräumlichen und klimatischen Voraussetzungen waren und sind bis heute die herrnhutisch geprägte geistig-kulturelle Atmosphäre sowie die planvolle Siedlungsstruktur und Architektur Königsfelds bestimmende Faktoren seiner Attraktivität. Unverkennbar ist auch das über zwei Jahrhunderte hinweg erhaltene Streben, den sich wandelnden Ansprüchen der Gäste sowie dem wissenschaftlichen Fortschritt durch eine stetige Anpassung des medizinisch-therapeutischen und begleitenden kulturellen Angebotes sowie durch die Schaffung einer jeweils zeitgemäßen örtlichen Dienstleistungs-, Handels- und Freizeit-Infrastruktur gerecht zu werden.

Geographisch-klimatische Situation und Anfänge des Fremdenverkehrs

Auf der Suche nach einem geeigneten Siedlungsort für die Herrnhuter Brüdergemeine schrieb der Diaspora-Pfleger Lorenz Nagel bereits im August 1804 über den Hörnlishof, auf dessen Fläche von nur einhundertfünfzig Hektar die spätere Kolonie entstehen sollte: „Der Ort liegt auf dem ... Schwarzwald, zwanzig Stunden von Basel und ebenso weit von Stuttgart entfernt ...Freilich sei es schade, dass man ... ihm nicht vier bis sechs Wochen länger Sommer geben könnte. Wenn es aber auch ein etwas raues Klima sei, so sei es doch gesund.“
   
Diese Einschätzung findet ihre Grundlage in der naturräumlichen Lage auf einer fast ebenen Hochfläche am Ostrand des Schwarzwaldes an der Grenze zur Muschelkalklandschaft der Baar. Der Ort liegt 763 Meter über Normalnull und rund zwei Kilometer von der europäischen Hauptwasserscheide entfernt. Der Buntsandsteinuntergrund verbindet im Lee des Hochschwarzwaldes die verhältnismäßig große Höhe mit einem ausgedehnten Nadelmischwald. Dieser tritt in Ausläufern von allen Seiten an den Ort heran. Daraus resultiert ein Klima mit relativ geringen Jahresniederschlagsmengen (1063 Millimeter), das kaum extreme Tagesamplituden der Temperatur zeigt (durchschnittlich minus 2 Grad Celsius im Januar und plus 15 Grad Celsius im Juli). Königsfeld ist fast völlig nebelfrei und zeichnet sich vor allem im Herbst und Winter bei Inversionswetterlagen durch hohe Sonneneinstrahlung (1730 Stunden jährlich) aus. Die nahen Wälder wirken dabei durch Windschutz ausgleichend und sorgen für hohen Sauerstoff- und Ozongehalt der Luft.
Diese ausgezeichneten klimatischen Voraussetzungen für die unter den Luftkurorten höchste Prädikatisierung als Heilklimatischer Kurort werden seit 1949 ununterbrochen durch systematische Wetterbeobachtungen nachgewiesen. Seit dem Jahr 2000 werden die Klimadaten durch eine automatische Station erfasst und in Zusammenarbeit mit Jörg Kachelmann in den täglichen Wetterbericht des Südwestfernsehens einbezogen. Dank dieser begünstigten Lage entwickelten sich in der durch Urkunde des württembergischen Königs Friedrich I. vom 12. August 1806 gegründeten Kolonie sehr früh die ersten Anfänge des Fremdenverkehrs. Diese standen zunächst im engen Kontext mit dem Glaubensleben der Herrnhuter Brüdergemeine. Dieses übte eine große Anziehungskraft für in der Diaspora lebende Christen aus pietistischen Kreisen in Württemberg, der Pfalz und der Schweiz aus. Hinzu trat der Besucherverkehr der bereits 1809 für Mädchen und 1813 für Knaben entstandenen Erziehungsanstalten der Brüdergemeine (heute als „Zinzendorfschulen“ die größte Privatschule Südbadens mit 1200 Schülern). Für die ersten sechs Jahrzehnte bis zur Eröffnung der Schwarzwaldbahn im Jahr 1873 gilt daher die schon 1902 dokumentierte Aussage „Wen´s nicht zur Brüdergemeine zog, kam sicher nicht nach Königsfeld.“

Symbolisch hierfür steht Königsfelds erstes Gebäude: Um den zuzugswilligen brüderischen Familien und Gästen eine rasche Unterbringung zu ermöglichen, wurde 1807 das „Gemeinlogis“ (ab 1880 „Gasthof“, heute „Herrnhuter Haus“) errichtet. Schon im Juli 1809 reiste dort als erste Kurgäste das Ehepaar Benedikt Stähelin aus Basel an, „um zur Stärkung ihrer Gesundheit eine Wasserkur zu gebrauchen“. Dieser Benedikt Stähelin übernahm noch im selben Jahr die Aufgabe eines „Fremdendieners“, der Auskunft gab und sich der Anliegen der Fremden annahm. Diese Funktion, die bis 1868 ehrenamtlich von Bürgern ausgeübt wurde, zeugt von der frühen „Kundenorientierung“ Königsfelds.

Ebenso wichtig für die Versorgung der Gäste waren die Niederlassung eines Arztes und die Einrichtung einer Apotheke im Jahr 1815. Beides war für einen Ort dieser Größe äußerst ungewöhnlich und letztlich Teil der Sonderrechte, die der Kolonie in der Gründungsurkunde von 1806 hinsichtlich einer eigenen Apotheke zugestanden worden waren. Weil der Kolonie zudem „alle Arten von Gewerbe und Profession (Berufen), auch Handlung und Krämerei“ gestattet worden waren, bedurfte es keiner Sondergenehmigung für einen Arzt. Diese Errungenschaft sollte sich in einer Reihe namhafter Ärzte niederschlagen, die auf die kurörtliche Entwicklung maßgeblichen Einfluss nahmen.

Siedlungsstruktur als Voraussetzung und Architektur als Folge der Kurortentwicklung

Obwohl das „Gemeinlogis“ der zunächst einzige Beherbergungsbetrieb blieb, trug die planvolle Siedlungsstruktur und eine stilvolle Anlage des jungen Ortes entscheidend zu dem damals wie heute eindrucksvollen architektonischen Reiz und beliebten städtisch-ländlichen Ambiente des entstehenden Kurortes bei.
Nach dem 1807 entworfenen Grundrissplan des Ortes wurden hierbei antike Vorbilder des Städtebaus nach Hippodamus von Milet angewandt: In der Quadratform eines Schachbrettes sind Straßen und Häuserblöcke übersichtlich um den zentralen Zinzendorfplatz („Forum“, selbst in vier Quadrate geteilt) mit Kirche, Verwaltungs-, Schul- und Gemeinschaftshäusern angeordnet. Das Straßennetz ist um einige Grade gegenüber den Haupthimmelsrichtungen verschoben, um starke Windeinbrüche zu verhindern. Die Anlage erfolgte auf einer schiefen Ebene, um den Zufluss von Frisch- und den Abfluss von Abwasser zu ermöglichen. Die durch schlichte Eleganz bestechende, spätbarocke Architektur des als letzter in der Herrnhuter Tradition erbauten Kirchensaals bestimmt den Ortskern, der seit dem 15. April 1980 als im wesentlichen erhaltene spätbarocke Stadtanlage (Ensemble) unter Denkmalschutz steht. Dies gilt wegen seiner Einzigartigkeit auch bereits seit 1958 für den Gottesacker (Friedhof) der Brüdergemeine. Auch hier wiederholt sich die rechteckige Gliederung des Grundrisses mit liegenden, einheitlichen Grabplatten, die keine Standesunterschiede erkennen lassen.
Die Quadratur als städtebauliches Prinzip und die naturräumlichen Lage werden seit 2001 entsprechend ihrer Bedeutung für die Wirkung des Ortsbildes symbolisch in Form des innerörtlichen Leitsystems in den Farben Blau (Heilklima) und Grün (Natur) kommuniziert. Auch eine Vereinigung lokaler Künstler greift mit ihrer Namensgebung „Das Quadrat“ und „Forum“ für ihre Veranstaltungen diese geometrische Grundstruktur Königsfelds auf.[Königsfeld um 1814]
In den ersten fünfundsechzig Jahren bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 entwickelte sich die Kernsiedlung im Wesentlichen auf der Basis dieses Grundrissplanes, wobei insgesamt nur siebenunddreißig Häuser errichtet wurden, die entweder im schlichten Herrnhuter Stil oder mit schweizerischen und Gebirgs-Stilelementen ausgeführt wurden. Letzteres ist wohl auf den starken Zuzug insbesondere von Schweizern, aber auch von Familien aus der bayerischen Pfalz ab 1853 bzw. 1863 zurückzuführen. Zugleich entstanden sehr schnell eher städtische Einrichtungen wie ein Kaufladen (1813 – C.W. Just & Cie.), eine Feuerspritze (1825), eine Straßenbeleuchtung (1856) und eine Wasserleitung (1870). Für die Kommunikation nach außen gab es seit 1816 einen Postboten, seit 1858 eine offizielle Postagentur mit der Aufnahme eines täglichen Postkutschendienstes und seit 1877 einen Telegraphendienst.

Als „Quantensprung“ für die kurörtliche und baulichstilistische Entwicklung kann die Eröffnung der Schwarzwaldbahn 1873 mit der Anlage eines nur drei km entfernten Bahnhofes auf Gemarkung Peterzell bezeichnet werden. Der Geist der Gründerzeit, verbunden mit der Rückbesinnung auf Werte der Natur während der beginnenden Industrialisierung, war zugleich der Beginn für den Aufschwung zum Kurort Königsfeld: Gerade dieser kleine, jedoch relativ gut ausgestattete, nunmehr mit der Bahn leicht erreichbare und doch von ihrem Qualm und Lärm unbelästigte Ort, der von Wiesen, Wald und alten Schwarzwaldhöfen umgeben war, ohne selbst ein Bauerndorf mit Dunggruben am Straßenrand zu sein, erfüllte die Wünsche eines erholungssuchenden Bürgertums, dem vor allem an einem gediegenen Quartier in ruhiger Lage, an Spaziergängen in einer reizvollen Landschaft und an bescheidener Unterhaltung gelegen war.

Nach Ende des Krieges 1870/71 tauchte erstmals der Begriff „Saison“ auf und die Sommergäste nahmen beträchtlich zu: Ab 1872 stieg die Anzahl der Übernachtungen kontinuierlich von 7800 Pensionstagen (1880) auf 57092 (1913) vor Beginn des ersten Weltkrieges. Der erste Höhepunkt wurde 1916 mit 64257 Übernachtungen erreicht.

Angesichts dieser rasanten Steigerungen konnte der Gasthof, trotz Ausbaus zu einem  Hotel mit großem Speisesaal (1892) und Kaffeeveranda (1887), den Gästestrom nicht mehr aufnehmen. Dank der Privatinitiative von innovativen und mutigen Unternehmern, die unbeirrt für den Fremdenverkehr eintraten, entstanden weitere Beherbergungsbetriebe: Gegen den anfänglichen Widerstand der Brüdergemeine, die „die materiellen Interessen, den zunehmenden Weltsinn und Erwerbsgeist...als drohende Gefahren und Klippen, an denen unser Christendörflein scheitern könnte“ betrachtete, erweiterte der Bäcker Friedrich Sapel als einer der ersten 1878 und nach einem Blitzschlag 1883 den „Tannenhof“ (heute Tourist-Info, Friedrichstr.) zu einem stattlichen Pensionsbetrieb.

Da man sich auch gegen neue Hotels sperrte, gelang dem Pfälzer Hermann Voland die Etablierung des eigentlichen „Kurviertels“ nur durch den Ausweg, dass er 1896 das Kurhaus „Doniswald“ und 1901 die Pension Voland (später „Schwarzwaldhotel“, Michael-Balint-Klinik) direkt jenseits der westlichen Ortsgrenze auf Buchenberger Gemarkung baute, wo von Königsfeld aus kein Einspruch erhoben werden konnte. Hier entstanden allein zwischen 1896 und 1913 siebzehn Pensionen und Geschäftshäuser. Zwischen 1871 und 1913 wurden insgesamt siebenundfünfzig neue Häuser errichtet und die Bevölkerung wuchs von 572 (1872) auf 944 Einwohner (1910).

Diese mit dreiundvierzig Jahren relativ kompakte städtebauliche Wachstumsphase hat dem Kurort seine architektonisch repräsentative Wirkung mit einem geschlossenen Baukomplex verliehen: Entsprechend dem herrschenden Jugendstil mit seiner idealistischen Zielsetzung, Leben und Kunst miteinander zu vereinigen und den Alltag mit Kunstformen zu durchdringen, häufig mit Anklängen des Historismus oder des englischen Landhaus-Stils, entstand ein Villengürtel mit großzügigen Gartenanlagen und Baumalleen rund um den spätbarocken Herrnhuter Ortskern, der seinen Abschluss mit dem Bau des Rathauses 1914 fand, in dem für die Kurgäste ein Lesesaal mit Bibliothek eingerichtet wurde. Auch der 2001 nach Originalvorlagen restaurierte Speisesaal des Herrnhuter Haus (heute Helene Schweitzer-Saal) spiegelt diese Jugendstilepoche mit Table d´hote (gemeinsame Mittagstafel) wieder.

In diesem Ambiente mag auch der heutige Tourist nachempfinden, wie nobel das Kurleben um die Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert sich entfaltete. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Technisierung erkennt man in dieser stilistischen Formgebung auch die Sehnsucht nach dem „verlorenen Paradies“, wobei man zugleich den Erwartungen des damaligen Großbürgertums nach gesellschaftlicher Unterhaltung und dem Traum nach ewiger Jugend nachkommen wollte.

Um diese Ansprüche erfüllen zu können, wurde zunächst ab 1866 und später mit Hilfe des 1886 gegründeten „Verschönerungsvereins“ (später Kur-/Verkehrsverein) auf dem zentralen Zinzendorfplatz mit Musikpavillon und Wettersäule sowie Bismarck- und Wilhelmseiche ein „Lust- oder Fürstengarten“ ausgestaltet. Im Jahr 1908 wurde durch die 1902 gebildete politische Gemeinde der erste Kurpark mit einem neuen Musikpavillon angelegt. Dieser diente im Jahr 2000 als Vorlage für das neue Logo des Kurortes. An weiterer kurörtlicher Infrastruktur wurde schon seit 1884 ein ausgedehntes, gut markiertes Netz von bequemen Spazierwegen erschlossen, die wegen des Buntsandstein-Untergrundes auch nach längerem Regen schnell wieder trocken werden. Diese Arbeit führte der 1921 gegründete Schwarzwaldverein fort.

Indikationen und der Wandel des medizinisch-therapeutischen Angebotes

Die Heilwirkungen (Indikationen) der Klimaexposition und „Insolation“ (Höhenbesonnung) waren in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts vor allem durch Ärzte in Davos und Arosa erfolgreich angewandt worden, weshalb die „Sommerfrische“ nach dem Motto „Wo die Sonne hinkommt, da kommt der Arzt nicht hin“ zum allgemeinen Trend wurde.

Nach diesem Vorbild wurden die Heilanzeigen der Mittelgebirgslage Königsfelds bereits 1895 vom ersten „akademischen“ Arzt des Ortes, Doktor Paul Wentz, in seinem Kurbüchlein „Luftkurort Königsfeld“ veröffentlicht. Verbunden mit der Prädikatisierung als Heilklimatischer Kurort 1949 und in den periodisch folgenden wissenschaftlichen Expertisen wurden diese Indikationen kontinuierlich bestätigt: Ein Aufenthalt in Königsfeld wird aufgrund der besonderen bioklimatischen Verhältnisse empfohlen bei chronischen Erkrankungen der Atemwege, Asthma bronchiale und Emphysem (Lungenüberblähung), Herz- und Gefäßkrankheiten, Regulationsstörungen des unwillkürlichen Nervensystems, Störungen des Stoffwechsels, Erkrankungen der Verdauungsorgane sowie Entwicklungsstörungen und Stoffwechselstörungen im Kindesalter.

Für diese natürlichen Heilwirkungen wirbt etwa schon 1958 der Slogan „Königsfeld – der heilklimatische Sonnen-Kurort im Schwarzwald“. Die wertvolle Funktion des Waldes wird durch die als erste baden-württembergische Gemeinde im Jahr 1997 übernommene Selbstverpflichtung zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung mit einem Verzicht auf Kahlschlag und Pestizideinsatz unterstrichen. Der Naturschutzbund (NABU) verlieh dem Kurort deshalb die Auszeichnung als „Naturwaldgemeinde“.

Seit 1999 engagiert sich der „Sonnen-Kurort“ im Interesse des Klimaschutzes für die Förderung regenerativer Energien und errichtete inzwischen drei Photovoltaikanlagen auf kommunalen Schuldächern. Er wurde hierfür im Jahr 2000 von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) durch den Träger des Alternativen Nobelpreises, Dr. Hermann Scheer, als bundesweit erste „Solarkommune“ ausgezeichnet. Seit dem Internationalen Jahr des Ökotourismus 2002 werden die Wirkungen der Solarenergie mittels eines SonnenErlebnisPfades kommuniziert. Eine Solartankstelle am Rathaus (2001) und ein Solarroller für emissionsfreie Ausflugsfahrten sowie das bereits seit 1985 ausschließlich solar beheizte Freibad runden dieses Engagement ab.

Daneben begünstigte eine ganze Reihe sowohl wissenschaftlich und praktizierend als auch im Aufbau von Erholungseinrichtungen überaus engagierter Ärztepersönlichkeiten das medizinische Profil des Kurortes. Auf Doktor Wentz, der 1910 als Chefarzt an die Bodelschwingh´schen Anstalten in Bethel-Bielefeld berufen wurde, folgten im selben Jahr Doktor August Heisler und 1911 Doktor. Hermann Schall sen., die beide über vierzig Jahre die therapeutischen Anwendungen verfeinerten und mit Diätkuren erweiterten.
Doktor August Heisler (1881 – 1953) war einer der ersten Protagonisten einer ganzheitlichen „Körper-Geist-Seele“-Therapie, die ein gesundes Leben aus und mit der Natur sowie geistig-seelische Entspannung verbindet. Er entwickelte die „Heisler´sche Apfeldiät“ und führte die Kaffeekohle („carbo Königsfeld“) in die Heilkunde ein. Zugleich behandelte er nach modernen psychosomatischen Gesichtspunkten allergische und chronisch kranke Kinder in seinem eigenen Sanatorium „Kinderweide“. Durch seine Bücher „Und dennoch Landarzt“ sowie „Der Arzt als Diener der Natur“ publizierte er seine Erfahrungen und wurde zusammen mit Prof. Doktor Albert Schweitzer 1952 als Erster mit der vom Deutschen Ärztetag als höchster Auszeichnung gestifteten Paracelsus-Medaille geehrt. Sein Sohn, Doktor Wyldbore Heisler (1908 bis 1999), führte später die Arztpraxis und das von seinem Vater und Albert Schweitzer gegründete kulturelle Werk der „Geistigen Nothilfe“ weiter.

Dr. Hermann Schall Senior (1881 bis1969) hatte zunächst die ärztliche Leitung der Frieda-Klimsch-Stifung inne und betrieb später ein privates Diätsanatorium. Er war zugleich praktizierender Kurarzt und anerkannter Diabetes-Forscher. Neben zahlreichen Veröffentlichungen wurde er vor allem durch die für die Ernährungswissenschaft wegweisende Entwicklung von Nahrungsmitteltabellen bekannt. In ihnen wurden die verschiedenartigen Angaben über die Konsistenz der Nahrungsmittel zusammengeführt, um eine Basis zur Durchführung individueller Diätkuren zur Verfügung zu stellen. In dieser Arbeit wurde er ab 1947 von seinem Sohn, Doktor. Hermann Schall Junior (1921 – 1980) unterstützt.

Auch die folgenden niedergelassenen Königsfelder Ärzte, Doktor Joachim Jancke (1917 bis 1988), seine Gattin Doktor Irmgard Jancke und heute deren Sohn Ernst-Artur Jancke, Doktor Günther Wentz (1903 – 1974), Doktor Christoph Foelsche (ab 1969 bis 1975), Doktor Rolf Klepzig (ab 1976 bis 1980 und wieder seit 2004), Doktor Klaus Hartmann (bis 2004) und heute Doktor Hans-Dieter Moser sowie die Bade- und Kurärzte Doktor Gerd Bachelier (seit 1980) und Doktor Klaus-Dieter Neuer führen diesen ganzheitlichen medizinischen Ansatz in guter Tradition fort.

Durch die schon von den ersten Doktoren Wentz, Heisler und Schall aktiv geförderte Etablierung als Ort der Kindererholung knüpften bis heute zahlreiche Gäste, darunter zum Beispiel der bekannte Tübinger Rhetoriker Professor Doktor Walter Jens, den ersten Kontakt zu Königsfeld. Dieser ließ sie in Erinnerung an die Jugendzeit oft zu Stammgästen werden. Diese Entwicklung hatte ihren Ursprung in dem von der Rot-Kreuz-Schwester Frieda Klimsch 1911 im Beisein der Großherzogin Luise von Baden eröffneten und nach ihr benannten Kindersanatorium „Luisenruhe“. Weitsichtig hatte Schwester Klimsch den Betrieb 1920 als Stiftung der Universitätskinderklinik in Heidelberg übertragen, die für eine stetige Erweiterung sorgte. Parallel hierzu und vor allem in den Hungerjahren nach dem ersten Weltkrieg und in der Inflationszeit entstanden zahlreiche weitere Kinderheime, deren Zahl bis 1950 auf acht Einrichtungen anstieg.

Es folgte ein regelrechter Boom der Kindererholung, der wohl mit den weithin ungenügenden Wohnverhältnissen in den Großstädten zusammenhing. So gab es 1956 mehr Kinderbetten als Unterkünfte in Hotels und Pensionen. Während der Anteil der Kinder 1937/38 nur 20 Prozent betrug, lag er 1949/50 mit 51 Prozent schon über dem Anteil der Erwachsenen, um 1952/53 mit fast 150000 Kinderübernachtungen (62 Prozent) den Höhepunkt zu erreichen.

Später ließen Pillenknick, steigender Wohlstand und zunehmende Familienurlaubsreisen die Nachfrage sinken. Die „Kinderweide“ schloss 1960 und einige kleinere Heime folgten bald darauf. 1982 schließlich ging die Klimsch-Stiftung in Konkurs. Hieraus entstand glücklicherweise 1987 in einem großzügigen, 60.000 Quadratmeter großen Parkgelände im Wege eines Investorenmodells der aktuell größte gewerbliche Hotelbetrieb mit 320 Betten, Hallenbad und Tennishalle. Er wurde zunächst von der Treff-Hotelgruppe als „Fewotel Schwarzwald Treff“ geführt. Seit 2003 wird das Haus als „Schwarzwald Park Hotel“ von der Familie Herrschlein betrieben.

Der für die Entwicklung des Kurortes seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mithin wesentliche Sektor der Kindererholung wird heute in modifizierter Form fortgesetzt: Seit 1989 werden in der „Kurklinik Marie Heuser“ mit insgesamt einhundertundzwei Betten Mutter-Kind-Kuren sowie Kuren für physische und psychische Erschöpfungszustände, bei Immunschwäche, funktionellen Wirbelsäulen-, Gelenk-, Atemwegs- und Hauterkrankungen sowie Allergien angeboten.

Die Standbeine der klassischen Klimakur, von der noch einige erhaltene Liegehallen zeugen, und die Kindererholung, ergänzt durch die Diätetik und die Bewegungstherapie, ließen den Kurort Königsfeld nach dem ersten Weltkrieg relativ schnell wieder Tritt fassen: Trotz eines Tiefpunktes 1919/20 (jeweils nur rund 29000 Übernachtungen) waren schon 1921 die früheren Zahlen mit 58078 Übernachtungen fast wieder erreicht, um dann mit Schwankungen infolge der Inflation und der Weltwirtschaftskrise auf 123519 Übernachtungen im Jahr 1938 anzusteigen.
In der Zwischenkriegszeit entstanden schon früh zahlreiche kurörtliche Sporteinrichtungen, die „en vogue“ waren: Der Kurort legte 1928 beim Rathaus einen Tennisplatz, auf dem Gelände des seit 1880 bestehenden Eislaufweihers ein Schwimmbad (heute Reitplatz) und einen Schießstand am Nordhang des Kohlwaldes an. 1929 richteten Schüler der Knabenanstalt mit ihren Lehrern eine der damaligen Sportentwicklung angemessene Sprungschanze für Skiläufer an der Erdmannsweiler Höhe ein. Schon vor dem Krieg gab es seit 1912 Ruderboote auf dem Sägeweiher, im Jahr 1913 wurde dort das erste Eisfest gefeiert und Pferdeschlitten-Partien im meist schneereichen Winter gehörten zur Kurzweil der Gäste.
Doch auch Automietwagen für Rundfahrten waren in den 1920er Jahren schon selbstverständlich, ebenso wie Omnibusverbindungen zum Bahnhof, bald auch nach Villingen und Schramberg. Derlei Anbindung ins Umland war für manchen lebensfreudigeren Gast im puritanischen Königsfeld schon notwendig, denn im Gasthof gab´s noch vor dem Krieg pro Kopf und Abend nur ein Viertel Wein oder zwei Glas Bier. So fuhren die Kurgäste mit dem Bus in die Wirtschaften der Nachbardörfer um zu feiern und zu kegeln, denn so etwas Sündhaftes wie eine Kegelbahn gab es in Königsfeld nicht.
Wichtige Impulse gingen auch von der Jugendbewegung aus, nachdem 1924 durch Harald Gormsen eine kleinere Jugendherberge und 1930 ein Jugendhaus der Brüdergemeine in der Bergstraße eingerichtet wurden. 1933 erweiterte die Gemeinde den kleinen Kurpark von 1908 in einem ersten Schritt und 1938 errichtete sie eine Festhalle mit späteren Kurlichtspielen (1983 abgerissen, heute Brasserie Sofia).

Nach Beendigung der Zweckentfremdung der meisten Hotels und Kurheime als Lazarettstationen oder als Dauerquartiere für Evakuierte konnten bereits 1949/50 wieder 143585 Übernachtungen registriert werden. In den fünfziger und sechziger Jahren stieg zum einen durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen vor allem aus den ostdeutschen Gebieten die Bevölkerungszahl um circa 500 Einwohner auf rund 1500. Anstelle erster Behelfsheime wurde die Rotwaldsiedlung im Süden des historischen Ortskernes gebaut. Beim Bau von Einzelhäusern wurde zur Förderung des Fremdenverkehrs die Auflage gemacht, entweder zu Beherbergungszwecken eine zusätzliche Wohnung oder Fremdenzimmer einzuplanen. Hierdurch stieg das Angebot der dreizehn privaten Gastgeber von achtundzwanzig Betten (1949) auf zweihundertfünfundfünzig Betten von neunundsechzig Vermietern (1971).
Zum anderen entstanden in eigens dafür ausgewiesenen und subventionierten Sondergebieten zahlreiche neue Pensionen und Hotels. Das durch beide Entwicklungen in der Zeit von 1951 mit 784 auf 1333 Betten (1971) erweiterte Angebot führte 1960/61 zu einem neuen Rekord mit 278831 Übernachtungen. Während der Anteil der Kinderübernachtungen daraufhin kontinuierlich zurückging (noch 71580 oder 27 Prozent in 1969/70), stieg der Anteil der Erwachsenen ab 1965 deutlich auf 197777 oder 73 Prozent in 1969/70, vor allem durch eine Zunahme der Winterkur, weshalb man nun vom „Jahreskurort“ sprach. Dementsprechend wurde 1954 für die Gäste ein modernes, ganzjährig nutzbares Kurmittelhaus mit allen zeitgemäßen Physiotherapieformen erbaut, welches 1981 grundlegend saniert wurde.

Hilfreich war in diesem Zusammenhang die im Zuge der Rentenreformgesetzgebung 1957 den Kurorten übertragene Aufgabe, neben der Rehabilitation auch die Betreuung präventiver Gesundheitsmaßnahmen für die Versicherten zu übernehmen. Da 90 Prozent der Bevölkerung der Pflichtversicherung angehören, entwickelte sich die Kurmedizin mit der Behandlung chronischer Krankheiten neben dem Krankenhaus, das der Versorgung akuter Krankheiten dient, und dem Allgemeinarzt zur dritten Säule des Gesundheitswesens. Im Vordergrund standen jedoch häufig die Bemühungen um die Durchführung, nicht aber um den Erfolg der Heilverfahren. Deshalb entwickelte sich unüberhörbare Kritik an den Kurverfahren. Die Forderungen nach mehr Effizienz mündeten schließlich in eine zunehmende Klinifizierung und Spezialisierung der Kurmaßnahmen. Dies führte in der Folge zur Aufgabe vieler der ohnehin den wachenden Ansprüchen nicht mehr gewachsenen Kurheime und Pensionen und zum Neubau zahlreicher Spezialkliniken.

Auch in Königsfeld ist diese allgemeine Entwicklung nachzuvollziehen: Obwohl der Kurort mit einem attraktiven Freibad (1967) und der großzügigen Erweiterung des Kurparkes mit Neubau des Haus des Gastes einschließlich Leseraum und Veranstaltungs-Saal (1970) sowie dem Minigolfplatz und drei weiteren Tennisplätzen erhebliche Summen in die kurörtliche Infrastruktur investiert hatte, und zum Beispiel das Schwarzwald-Hotel 1968 sein jedermann zugängliches Hallenbad eröffnete, gingen nach der Rezession 1967/68 die Übernachtungszahlen von 272.138 (1969) auf 185.813 (1974) drastisch zurück. Durch die Einführung der Kneipp-Kur mit Kneippeinrichtungen in einigen Hotels sowie im Kurmittelhaus und Kurpark wurden neue Akzente gesetzt. Dem folgte 1976 die staatliche Anerkennung und Prädikatisierung als Kneippkurort.

Als Meilenstein der kurörtlichen Entwicklung und zugleich Ausdruck der Klinifizierung ist die Ansiedlung der Albert Schweitzer-Klinik zu bewerten: Im Juli 1977 eröffnete die private Fachklinik für Herz-, Kreislauf-, Atemwegs- und Stoffwechselerkrankungen der Durbacher Unternehmensgruppe Rüdiger Hurrle GmbH mit zunächst 204 Betten, die durch mehrere Anbauten auf 325 Betten erweitert wurde. Die Klinik verfügt über modernste Diagnostik- und Therapieformen, zum Beispiel ein Schlaflabor zur noninasiven Beatmung und Therapierung bei Atmungsstörungen im Schlaf, bei Störungen der Atempumpfunktion und der Lungenventilation. Bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht greift ein interdisziplinärer Ansatz.

Der langjährige Ärztliche Direktor und Chefarzt der Kardiologie, Doktor Otto A. Brusis, hat über zwanzig Jahre für einen weithin hervorragenden Ruf des Hauses garantiert und praktiziert heute als Belegarzt. Zudem wurde er unter anderem durch die Gründung ambulanter koronarer Herzgruppen und die diätetische Lifestyle-Therapie nach Dean Ornish weit über Fachkreise hinaus bekannt. Seit dem Jahr 2000 gehört die Klinik zur MediClin-Gruppe, einer der großen privaten Klinikgruppen in Deutschland. Aufgrund fehlender Auslastung wurde 2004 ein separater Gebäudetrakt mit fünfunddreißig Betten als „Hermann Schall-Haus“ zu einer Einrichtung für betreutes Wohnen und Altenpflege umgewidmet, so dass die Klinik selbst noch über 289 Betten verfügt.

Kurörtliche Strukturverbesserungen

Mit der Ansiedlung der Albert Schweitzer Klinik konnten die Übernachtungszahlen sprunghaft auf einen neuen Höchstwert von 306986 (1979) gesteigert werden. Diese sanken jedoch in den 1980er Jahren durch einen weiteren Rückgang der Hotel- und Pensionsbetten auf 184441 im Jahr 1990, obwohl auch in diesem Jahrzehnt weitblickende kurörtliche Strukturverbesserungen umgesetzt wurden:
Mit der Fertigstellung der 1986 am westlichen Ortsrand gebauten Umgehungsstraße konnte die Parkstraße im Interesse der Verkehrsberuhigung für den Durchgangsverkehr geschlossen werden. Dies ermöglichte die gleichsam organische Aufweitung des Kurparks mit seinem englischen Charakter als allmählichen Übergang zu den Sport- und Freizeitanlagen am südlichen Ortsrand. Es folgte Ende der 1980er Jahre die Umgestaltung der Friedrichstraße mit dem Ziel, den Kraftfahrzeugverkehr langsamer und ruhiger zu machen, dem Fußgänger mehr Sicherheit zu geben und insgesamt durch Begrünung und Möblierung eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Diese Konzeption wurde 2002 mit der flächendeckenden Einführung einer Geeschwindigkeitsbegrenzung auf dreißig Stundenkilometer nach dem Kurorte-Erlass abgerundet.
1991 eröffnete der Golf & Country-Club seinen auf 70 Hektar erbauten 18-Loch-Golfplatz auf einem sanft gewellten Areal, das sich in seine natürliche Umgebung einfügt und von begehbaren Spazierwegen durchzogen wird. Inmitten des Platzes mit seinen bekannt schnellen Fairways ist ein Biotop entstanden. Ein Teich, der überspielt werden muss, stellt spielerisch anspruchsvolle Anforderungen auf der ökologisch ausgerichteten Anlage: 500 Großbäume und 1500 Kleinbäume wurden gepflanzt, 7500 Sträucher und Ansitzwarte für Greifvögel lassen der Natur viel Raum. Der Club mit heute 550 Mitgliedern, darunter Spitzensportler wie die Schwarzwälder Skisport-Asse Dieter Thoma und die Brüder Martin und Thorsten Schmitt, hat sich stetig aufwärts entwickelt. Seit 2000 ist der Königsfelder Golfplatz Austragungsort eines jährlichen Benefizturniers des Eagles-Prominenten-Golfclubs, an dem internationale Größen aus Sport, Film und Politik teilnehmen, so zum Beispiel der Tennis-Star Antje Huber, Schauspieler Sascha Hehn und viele andere mehr.

Die 1993 von Doktor Wolfhardt Rother im ehemaligen Schwarzwald-Hotel eingerichtete Michael-Balint-Klinik war sicher mit ursächlich für den seitherigen Spitzenwert von 314110 Übernachtungen (1995): Als private Fachklinik für Psychosomatik ermöglicht sie die Behandlung in einer Krankenhausabteilung mit zweiundvierzig Betten oder in einer Reha-bilitationsabteilung mit sechzig Betten. Das Indikationsspektrum reicht von psychosomatischen Erkrankungen und Funktionsstörungen über psycho-neurotische und psychoreaktive Störungen bis hin zu Essstörungen, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen, Residualsyndromen und Reifungskrisen bei Heranwachsenden. In der bewährten Königsfelder Tradition legen der Ärztliche Direktor Dr. Rother und sein Chefarzt, Professor Doktor Gunther Haag, besonderen Wert auf ein ganzheitsmedizinisches Behandlungskonzept.

Zukunftsperspektiven

Ergänzend werden heute gemäß der steigenden Nachfrage eine Vielzahl komplementärmedizinischer Therapieformen im Kurort Königsfeld angeboten: Neben der bekannten Hanne Marquardt, die im Ortsteil Burgberg seit den 1950er Jahren eine Lehrstätte für die von ihr entwickelte Reflexzonentherapie am Fuß unterhält und international beachtete Vorträge hierzu anbietet, reicht das Spektrum von Heilpraktikern über biodynamische Massagen, Kinesologie, Shiatsu, Chi Gong, Energetische Rücken-Fußmassagen, Chakra-Arbeit, Meditations- und Antistresstraining bis hin zum Ayurveda-Zentrum.
Die Gesundheitsstruktur-Reform 1996 ließ die Übernachtungszahlen erneut auf 210.899 im Jahr 1998 zurückgehen. Die leicht steigende Tendenz der Folgejahre mit 234.799 Übernachtungen (2001) wurde zwischenzeitlich - durch eine infolge der derzeitigen Rezession und die Reformen der Sozialsysteme ausgelöste Zurückhaltung der Kostenträger bei der Bewilligung von Rehabilitations- bzw. Präventionsmaßnahmen und durch eine rückläufige private Bettenzahl – auf eine Zahl von jährlich rund 170.000 Übernachtungen (2017) abgeschwächt. Hiervon entfallen rund 70 Prozent auf die Übernachtungen in den drei Fachkliniken.
 
Um diesem fiebrigen „Auf und Ab“ wirksam begegnen zu können, wurden nach einem 1997 unter Einbeziehung der lokalen Leistungsträger entwickelten und 2004 überarbeiteten Marketingkonzept unter dem Motto „BEWUSSTerLEBEN“ aus den herausragenden und historisch ableitbaren Stärken Königsfelds, die im Bereich der Themenfelder „Natur, Gesundheit, Geist und Kultur“ angesiedelt sind, spezielle Zielgruppen definiert (Gesundheitsgäste, christlich orientierte Menschen, Kinder und Familien, Kultur- und Naturliebhaber, Wanderer sowie Senioren). Als Nebenzielgruppen gewinnen Tagungsgäste, Tagestouristen, Sporttreibende (Golf, Nordic Walking, Mountainbiking, Tennis), Gruppenreisende und Wellness-Gäste zunehmende Bedeutung.
Entsprechend diesen Leitlinien hat die Tourist-Info neben dem traditionellen Angebotsspektrum mit geistlichen Besinnungstagen, hochwertigen Konzerten und Vorträgen – seit Anfang der 1970er Jahre in Form der „Königsfelder Begegnungen“ – seit 1998 ein überregionale Ausstrahlung entfaltendes „Burgspektakel“ mit Theater, Kabarett und Kleinkunst auf der Ruine Waldau auf Gemarkung Buchenberg initiiert, welches seit 2003 von einem ambitionierten Förderverein aktiver Einwohner/innen getragen wird. Es werden unter Mitwirkung der örtlichen Vereine für junge Familien Kinder-Sommer angeboten, seit 2002 jährliche, von einem „Runden Tisch“ der örtlichen Mediziner und Therapeuten konzipierte Gesundheitstage sowie Eigen-Zeit-Wochen, Märchen-Tage, Walking-Tage u.v.a.m. zur Bereicherung des kulturellen Programms durchgeführt. Gemeinsam mit dem rührigen Gewerbeverein haben sich zwei Mal jährlich Aktionstage des Einzelhandels, seit 2004 verbunden mit einem Verkaufsoffenen Sonntag etabliert.

Die kurörtliche Infrastruktur wurde für die Zielgruppe der kulturell und geistig orientierten Gäste um eine moderne Begegnungsstätte als „Forum für Information und Kommunikation“ über Leben und Werk des einzigen Ehrenbürgers unseres Kurortes, Prof. Dr. Albert Schweitzer und seiner Frau
Helene Schweitzer-Bresslau in deren 1923 in Königsfeld erbautem und bis 1957 als Familienwohnsitz genutztem Haus in der Schramberger Straße als nationales Alleinstellungsmerkmal angereichert.
Seit der Einweihung durch Herrn Ministerpräsident Erwin Teufel im Mai 2001 entwickelte sich dank der wertvollen Mitarbeit ehrenamtlicher Mitbürger/innen beim Betrieb des Hauses und bei der Vorbereitung und Organisation von Veranstaltung en eine beachtliche Reihe von jährlichen Albert Schweitzer-Tagen, Symposien, Tagungen, Podiumsdiskussionen und Konzerten, auch zum Thema „Umgang mit Musik“. Im Jahr 2005 startete mit der „Europäischen Orgelakademie Albert Schweitzer“ ein weiteres, viel versprechendes Kulturangebot, welches viel beachtete Orgelkonzerte und Fachsymposien bietet und seit 2011 wird in Königsfeld alle drei Jahre der „Internationale Albert-Schweitzer-Preis verliehen.  

2001/2002 wurde das 1970 eröffnete Haus des Gastes einschließlich der „Lese-Galerie“ grundlegend saniert, erheblich erweitert und zu einem multifunktionalen Tagungs-, Kultur- und Veranstaltungszentrum mit modernster Medientechnik und einem hellen, zeitlosen und zugleich infolge weitgehender Verglasung transparent wirkenden Raumcharakter umgestaltet. Das 1994 integrierte und nach langen Anlaufschwierigkeiten seit 2003 erfolgreich vollgastronomisch betriebene Park Café trägt neben zahlreichen privaten und gesellschaftlichen Feiern im Saal zu einer seit langem angestrebten wirksamen Belebung des Kurparks bei. Für die Zielgruppe der Naturliebhaber und Wanderer erschließen die in den Jahren 2001 bis 2004 mit Unterstützung des Naturparks Südschwarzwald geschaffenen drei „Höfe- und Mühlenwanderwege“ ausgehend von Königsfeld das Landschaftsschutzgebiet „Glasbachtal“ auf Gemarkung Buchenberg sowie die Ortsteile Burgberg und Erdmannsweiler als reizvolles Wanderparadies mit zahlreichen Besichtigungsmöglichkeiten historischer Schwarzwaldhöfe und Mühlen sowie dem Angebot landwirtschaftlicher Selbstvermarkter.

Im Jahr 2005 wurden nach einer zeitgemäßen Konzeption des Verbandes der Heilklimatischen Kurorte die bisherigen „Terrainkurwege“ zur Therapierung von Herz- und Kreislaufpatienten als „Heilklima-Wanderwege“ mit einem integrierten „Nordic Walking-Parcours“ für die Zielgruppe der sportorientierten Gesundheitsurlauber neu angelegt. Im Jahr 2006 wurde ein Reisemobilpark mit
21 Stellplätzen am „Bregnitzhof“ in Nähe des Golfplatzes realisiert. Mit dieser Entscheidung wurde die Zielgruppe der mobilen und reisefreudigen (Jung-)Senioren in den Fokus genommen – ein Wachstumsmarkt mit Zukunft und großem Potenzial, was durch 3.146 Übernachtungen von Reisemobilisten im Jahr 2017 eindrucksvoll unterstrichen wird.

Um dem zunehmend sport- und erlebnisorientierten Gast jahreszeitlich differenzierte Freizeitaktivitäten bieten zu könne, wurden im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband und dem Naturpark Südschwarzwald die unter Wintersportlern als Geheimtipp bekannten vier Königsfelder Langlaufloipen geographisch neu vermessen, mit einer schwarzwaldweit einheitlichen Beschilderung versehen und als „DSV nordic aktiv-Zentrum“ zertifiziert. Im Sommerhalbjahr wiederum verfügt Königsfeld seit 2008/2009 mit dem faktisch neu gebauten Freibad mit ergänztem Natur-SportPark über ein regionales Alleinstellungsmerkmal:
Unter dem werbewirksamen Namen „solara“, welcher auf die ausschließlich solare Beheizung des Badewassers hinweist, ist mit einem Kostenvolumen in Höhe von 3,35 Mio. EUR ohne Neuverschuldung das größte Einzelbauvorhaben seit Bestehen der Gesamtgemeinde verwirklicht worden. Das Erlebnisbad mit Edelstahlbecken und moderner Aufbereitungstechnik bietet nunmehr einschließlich einer Kinderbadelandschaft mit Spielbach rund 1.000 Quadratmeter Wasserfläche mit einer 50 m-Erlebnis-Rutsche, Schaukelbucht, Wasserpilz und Bodensprudler, Nackendusche sowie eine Sprunganlage.
Auf der unmittelbar an das Freibad angrenzenden, rund 10.000 Quadratmeter großen Fläche der ehemaligen Tennisplätze entstand mit dem neuen NaturSportPark ein Feizeit- und Sportgelände, welches für die ganze Familie und alle Altersgruppen konzipiert wurde: Entlang der Landesstraße
lädt eine Geländemodellierung mit Senken und Hügeln zum Mountainbike- und BMX-Radfahren ein. Den Mittelpunkt bildet die große Spielwiese, um die sich drei Grillstellen, Wippen, Schaukeln und zwei Wetterschutzhütten gruppieren. Die ursprünglichen Tennisplätze wurden zu multifunktionalen Sport-und Spielflächen umgestaltet: Der westliche Teil bietet Platz für Inline-Skater, Skateboarder, Streethockey-und Streetballspieler, während östlich davon eine Kletterwand, eine Seilkletterspinne und in sich verschachtelte Holzstämme sowie eine Drehscheibe Bewegungsmöglichkeiten offerieren Am Hörnlebach schließen sich naturnahe Spielmöglichkeiten am Naturgewässer mit Steinen, Sand, Kies und Baumstämmen an, die zugleich Teil eines Bewegungs- und Sinnespfades sind. Der Kiosk im Freibad erhielt nach Osten zur Integration des NaturSportParks am Fuß- und Radweg eine zusätzliche Verkaufstheke mit Terrasse. Daneben lädt ein Platz unter Schatten spendenden Bäumen zum Boulespielen und Rasten ein. Sowohl für Einwohner als auch für Gäste ist eine überregional einmalige Bade- und Freizeitlandschaft gelungen, die eine breite und attraktive Palette an Sport-, Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten bietet. Die bereits im Jahr 2009 um 30 Prozent gesteigerten Besucherzahlen im
„solara“ mit rund 60.000 Gästen sowie die positive Resonanz auf den NaturSportPark bestätigt die mutige Entscheidung des Gemeinderates für eine Zukunftsinvestition im Interesse der Standortsicherung und –optimierung.
 
Mit dem Neubau des Kurmittelhauses „CuraVital“ - Zentrum für Komplementärmedizin“ mit integriertem Sportstudio, Arztpraxen und zeitgemäßen Therapieangeboten im klassischen Bereich der europäischen Naturheilverfahren, wie z. B. Kneipp- und Heilklima-Therapie, sowie ergänzenden, alternativen Therapieformen, hat der Kurort Königsfeld im Jahr 2012 diesen ambitionierten Weg zu einem Trendsetter im „Sanften Tourismus“ kontinuierlich fortgesetzt.
In der klassischen Beherbergung verfügt Königsfeld im Jahr 2017 über insgesamt 905 Betten. Die Bettenauslastung liegt im Jahr 2017 bei durchschnittlich 51,1 Prozent.
 
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus und Kurwesens als Hauptstandbein für den Kurort Königsfeld beläuft sich auf rund 17 Mio. € (Basis: Daten des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr (DWIF)), woraus sich eine Nettowertschöpfung von rund 8,9 Mio. € ergibt. Durch einen mit dem 1,4-fachen des Nettoumsatzes anzunehmenden Multiplikatoreffekt infolge der Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf vor- und nachgelagerte Branchen, z.B. Handwerk, Einzelhandel und Gastronomie, ergibt sich eine Nettowertschöpfung in Höhe von 14,055 Mio. €.
Rechnet man die Umsätze der Tagesgäste hinzu, so ergibt sich bei ca. 15.000 Tagesgästen ein zusätzlicher Nettoumsatz von mehr als 400.000 €.
 
Es lohnt sich mithin auch für die Zukunft, durch engagiertes und gemeinschaftliches Handeln auf breiter bürgerschaftlicher Basis die Chancen des angesichts der demographischen Entwicklung wachsenden Marktes der Gesundheitswirtschaft mutig anzunehmen. Denn mit Schopenhauer gilt: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist das Leben nichts.“

  • Gemeinde Königsfeld
  • im Schwarzwald
  • Rathausstraße 2
  • 78126 Königsfeld